Touché!
Der Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake
Astons Shooting Brake wirkt zunächst wie der erste Hypercar-Kombi. Aber dieser Titel wäre weit unter seiner Würde.
Wem in Sachen Automobil nach Extravaganz zumute ist, der komme nach Pebble Beach. Auf der dortigen Automesse “Councours d´Elegance” treffen sich Jahr für Jahr die exzentrischsten Konstruktionen des gehobenen Automobilbaus. Oder kurz gesagt: Hier enthüllt man Autos wie den Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake.
Hervorgegangen ist er aus einer Kooperation zwischen Aston Martin, den Gralshütern englischer Noblesse, und dem italienischen Designbüro Zagato, das gemeinhin als die Speerspitze der Avantgarde in Sachen Automobildesign gilt. Das klingt, als würde der Pop-Artist Jeff Koons Hand an Michelangelos David legen. Dabei ist dieses Auto aber bei weitem nicht die erste Zusammenarbeit der beiden. Ihre gemeinsame Historie reicht zurück bis ins Jahr 1960, als man gemeinsam den Aston Martin DB4 GT Zagato realisierte. Ein Auto, das bei Versteigerung inzwischen Millionenbeträge erzielt.
Die geplanten 99 Vanquish Zagato Shooting Brakes sind dabei Teil einer Reihe von insgesamt 4 Vanquish-Zagato-Modellen: 99 Vanquish Zagato Coupés und 99 Roadster, die auf den Namen “Vanquish Zagato Volante” hören. Von denen wiederum gibt es dann sogar noch 25 zusätzliche “Speedster”, eine nachgeschärfte Version mit imposanten Airdomes hinter den Sitzen. Das Shooting Brake stiehlt aber eventuell sogar dem spektakulären Speedster die Show. Und das liegt, natürlich, am Heck. Denn ein Supersport-Kombi bringt unsere Sehgewohnheiten einfach nachhaltig durcheinander.
Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake: Was wir wissen
Der Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake behält so einiges für sich. So weiß bislang niemand, was er kosten soll oder wie schnell er fährt. Über letzteres sollte man sich allerdings nicht allzu viele Sorgen machen. Denn wie beim Coupé-Bruder kommt auch im Shooting Brake ein 5,9-Liter V12-Sauger mit knapp 600 PS und 650 Newtonmetern Drehmoment zum Einsatz. Und damit sprintet das Brüderchen in weniger als 4 Sekunden auf Tempo 100. Beim Preis könnte die Brüderlichkeit allerdings aufhören, denn während der Aston Martin Vanquish Zagato als Coupé und Cabrio noch für 850.000 Euro zu haben ist, kostet der seltenere Speedster wohl schon fast das Doppelte. Da wird es spannend, wo sich das Shooting Brake einordnet.
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Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake: Das Design
Bis zur A-Säule aus Carbon sind alle Brüder ziemlich baugleich. Von da an macht das Shooting Brake dann einfach schier endlos weiter mit der Kohlefaser, die sogar die Umrisse der B- und C-Säule verwischt. Das gesamte Dach besteht aus Gals und Sichtcarbon und ist als “Double-Bubble” geformt, also mit Auswölbungen über den Köpfen von Fahrer und Beifahrer.
Eine Rückbank gibt es nicht, dafür aber ein eigens für dieses Auto entworfenes Gepäckset. Und falls das jemanden noch nicht extravagant genug ist: Die Innenausstattung aus Vollleder und Sichtcarbon wird nebenbei auch noch mit Drehknöpfen aus Bronze(!) gekrönt. Zusammenfassend könnte man sagen: Der Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake wirkt auf keinen Fall wie ein Auto, das tatsächlich gebaut wird. Wüsste man es nicht besser, könnte man ihn maximal für eine Studie halten.
Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake: Die Geschichte dahinter
Wer sich mit Aston Martin, Zagato, Shooting Brakes und limitierten Sondereditionen ein wenig auskennt, kann sich vorstellen, was passiert, wenn man deratiges nach 30 Jahren im Topzustand aus der eigenen Garage zaubert. Dem Betrachter wird höchstwahrscheinlich der gleiche Schauer über den Rücken laufen, wie wenn man ihm heute Porsches Ur-Turbo präsentiert: Das ist er also, denkt man ehrfürchtig, der erste Seriensportwagen mit Abgasturbolader und Ladedruckregelung, mit ihm wurde der 911er unsterblich, hier beginnt die eigentliche Legende, die bis heute die Supersportwagenszene dominiert ... .
Aber was genau wird man wohl über den Vanquish Shooting Brake sagen?
Geht es hier etwa um den Aufstieg des Kombis? Die Älteren mögen sich vielleicht erinnern, welches Image ein Kombi noch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hatte: Es gab ihn vor allem in den Versionen “T-Modell” und “Variant”– und beide standen seinerzeit nicht gerade für „Performance“. Heute ist „Performance“ der Beiname für die verschärfte Version des Audi RS6. Und dieses 600-PS-Monster gibt es inzwischen bekanntlich nur noch als Kombi. Die Zeiten haben sich also offensichtlich geändert. Und die neue Liaison zwischen „Kombi“ und „Sport“ führte im Laufe der Zeit zu einer ganz eigenen Formensprache.
Der klassische Kombi war ja sprichwörtlich ein „Kastenwagen“. Doch dann begann das Spiel mit der Dachlinie, sie wurde immer konvexer und stromlinienförmiger – und so selbstbewusst und ausdrucksstark, dass irgendwann auch Sportwagenhersteller nicht mehr widerstehen konnten. Spätestens seit Mercedes und BMW mit den CLS- und GT-Modellen den Unterschied zwischen Kombi und Coupé verwischen und auch Porsche 2017 den unerhörten Schritt unternahm, einen Panamera "Sport Turismo" anzubieten, ist der Kombi endgültig salonfähig geworden.
Dieser Entwicklung trägt nun also auch Aston Martin, Gralshüter des guten Geschmacks, Rechnung und adelt die Kombi-Bauart mit einer Sonderedition. So könnte man sich Geschichte hinter dem Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake erzählen. Aber es wäre die falsche Geschichte.
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Aston Martin Vanquish Zagato Shooting Brake: edles Geblüt
Mit so etwas durch und durch bürgerlichem wie dem Kombi hat der Vanquish Zagato nämlich nichts gemein. Er entstammt einer anderen Traditionslinie, die so elitär ist, dass man sie bislang kaum wahrgenommen hat: Das Shooting Brake. Den meisten fällt dazu das BMW Z3 Coupé ein – oder eventuell noch der Ferrari Lusso (bzw. sein Vorgänger „FF“). Und vielleicht könnte man das Shooting Brake auch recht trocken als “3 Türer ohne Rückbank” definieren.
Wirklich gerecht wird man dem Shooting Brake mit dieser Charakterisierung aber nicht. Der eigentliche Ausgangspunkt seiner Entwicklung ist nämlich eine durchaus naheliegende Frage: Wie chauffiert sich ein echter Gentleman formvollendet zur Jagd oder auf den Golfplatz? Geländefahrzeuge sind dabei wegen ihrer grobschlächtigen Aura tabu - zumindest solange die Verhältnisse ihren Einsatz nicht unausweichlich machen. Limousinen in der Freizeit? Das wäre gänzlich unpassend. Und das Wort “Kombi” kommt in einem gepflegten Wortschatz meist gar nicht erst vor. Ein Sportwagen wäre also prinzipiell das Mittel der Wahl. Doch wer lässt sich schon gerne dabei beobachten, wie er schwitzend Golfbags in viel zu kleine Laderäume stopft? Und ein kolossaler Hirsch wirkt auf dem Beifahrersitz eventuell auch ein wenig geschmacklos.
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